Die Malerei von I.M.M.
Streifen, Schleifen, Linien, Blöcke (Rechtecke, Quadrate), Kreise usw. – es sind dies Formen, Metaphern, Objekte durch die I.M.M. ihrer Gedanken- und Gefühlswelt malerisch Ausdruck verleiht. Schwebend, diffus, fein verwoben mit der Bildfläche lassen sich ihre Bilder als intellektuelle und emotionale Essenzen verstehen. Formen sind für I.M.M., mit Kandinsky gesprochen, „die Äußerung des inneren Inhalts“. Unermüdlich erkundet sie die Form- und Farbwirkungen. „Komposition ist ein absolutes Geheimnis“ (A. Martin). Diktiert wird sie vom Inneren des Künstlers, auf der Suche nach bestimmten Klängen, die ihm im Inneren angenehm erscheinen. So entsteht die Vielfalt der Werke I.M.M.s.
Diese Vielfalt speist sich aus den unterschiedlichsten Quellen: Naturwahrnehmung und Naturerlebnis, Literatur, besonders Lyrik, emotionsreiche persönliche Bindungen bzw. deren Verlust und Begegnungen mit anderen Kulturen. Es handelt sich um eine lebenslange Auseinandersetzung. Schon in ihrer Kindheit und Jugend, bedingt durch Familie und Sozialisation, sind Malerei und damit einhergehend Kunstgeschichte für I.M.M. von großer Bedeutung. Durch das Studium der Künstler in den großen Museen der Welt schult sie bis heute die Farbwirkung und Technik ihrer Bilder, die visuelle wie die emotionale Wahrnehmung.
Einfluss hatten und haben die Alten Meister. Als Jugendliche war sie der Romantik und dem Gedanken des Pantheismus zugetan. Durch das Studium der Gemälde Friedrichs, Goyas (bes. „der Hund“) und Turners übte sie das Auftragen dünner Farbschichten, also die Technik des Lasierens. Später erfolgten Inspirationen von El Greco und Tintoretto, dessen Manierismus sie begeisterte. In Tintorettos Werk ‚Die Krönung Marieens‘ etwa werden die „himmlischen Hierarchen“ in Halbkreise aufgelöst. Auch in I.M.M.s Werk finden sich immer wieder Halbkreise und Schleifen. Eine große Inspirationsquelle bildet für sie auch Zurbaran, der „Meister der Grautöne“.
Weiterhin wurde sie besonders angeregt von Malern wie zum Beispiel Piet Mondriaan, Gotthard Graubner, Brice Marden und Christopher Wool. Es interessiert I.M.M. die Bearbeitung der Oberfläche der Leinwand, die Erzeugung von Opazität auf der Leinwand, den Umgang mit Schichtungen und Lasuren. So arbeitet sie stetig auf der Fläche, dringt in diese förmlich ein. Die Gemälde entstehen in der Regel über einen langen Zeitraum: Monate, Jahre (sie werden durchaus auch nach einer Ausstellung übermalt). In fortwährender Auslotung der Bedeutungsvielfalt trägt sie Farbschicht für Farbschicht, Lasur für Lasur auf, kratzt, nimmt wieder ab, verwischt die Farben, schichtet erneut usw. Die Formen und Farben bewegen sich gleichsam auf verschiedenen Bild- und Zeitebenen – ein Prozess des ständigen Wandels und Erneuerns.
Durch den vielschichtigen Auf- und Abtrag von Arcylfarben entstehen intensive Farbräume, die eine große und eigentümliche Faszination auf den Betrachter ausüben. Dies macht die ganz eigene Aura der Gemälde I.M.M.s aus. Die Künstlerin projiziert Fühlen, Denken, Handeln auf die Bildoberfläche. Dem Betrachter kommt diese vor wie der Einblick in die eigene Seelenlandschaft. I.M.M.s Bilder sind von fragiler Schönheit. Sie bilden eine spannungsgeladene Verbindung von Intellekt und Gefühl, Spontaneität und Kontrolle, Individualität und Rätsel.
Vita
llse Maria Margarete Siegrist wurde in Sulzbach-Rosenberg (Bayern) geboren und legte dort das Abitur ab. Anschließend folgte das Studium der Chemie, Kunst und Sonderpädagogik an der Universität Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Abschlüsse jeweils mit erstem und zweitem Staatsexamen. Tätig war sie an Schulen verschiedenster Schularten.
Sie entstammt einer Familie, die sie im Sinne des Humboldt’schen Gedankenguts erzog. Entsprechend wurden ihre Kindheit und Jugend durch die vielfältigsten Einflüsse geprägt. Die gesellschaftskritische Zeitschrift ‚Simplicissimus‘ begleitete sie von Kindesbeinen an. Fasziniert war sie von den Zeichnungen Gulbrassons und Thöny‘s ebenso wie vom Wappentier der Zeitschrift: die Bulldogge, die sich von ihren Ketten losreißt, wurde zu einem lebenslangen Leitbild. Oberbayern (München, Starnberger See), aber auch Franken waren für sie immer prägende und inspirierende Aufenthaltsorte. Als Mädchen begleitete sie regelmäßig ihren Onkel in die Alte Pinakothek, in der er die Alten Meister kopierte. Im Münchner Haus der Kunst kam sie mit der Malerei der Gegenwart in Berührung. Nicht nur Kunstepochen, sondern auch Baustile wie etwa der Barock in Franken (z.B. von Balthasar Neumann sowie die Fresken Tiepolos) lernte sie schon früh kennen.
Geschult im Zeichnen und Mischen der Farben wurde sie im frühen Jugendalter durch ihren Onkel und im Gymnasium durch anregende Kunsterzieher. Naturerlebnisse und Naturwahrnehmung, Studium der Kunstepochen und Kunststile, Lyrik, Literatur, Reisen, chemische Prozesse und Kristallstrukturen gehörten zu ihren Inspirationsquellen. Frühe Verluste in der Familie haben ihre künstlerische Entwicklung mitbestimmt. Zunächst entstanden kleinformatige Aquarelle, vorwiegend Naturnachahmungen und Naturstimmungen, also Ergebnisse eines direkten Eindrucks der äußeren Natur. Während des Studiums Weiterbildungen bei angesehenen Malern und Zeichnern, zum Beispiel bei Piet Sohl (Heidelberg). Um ihren Horizont zu erweitern, lernte sie auch verschiedene Ätzverfahren, beispielsweise die Kaltnadelradierung. Später war sie Meisterschülerin bei den Professoren Gotthard Graubner (Düsseldorf) und Erwin Bohatsch (Wien). Überhaupt besucht sie nach wie vor die großen Museen Europas. Hier entdeckt sie nicht nur immer wieder Neues an den Klassikern, sondern fühlt sich auch besonders stark mit der Gegenwartsmalerei verbunden.
Waren es anfangs eher kleinformatige Aquarelle auf Papier, so vollzog sie in den 2000er Jahren allmählich mit großformatigen Arcylgemälden auf Leinen den Schritt in die Abstraktion – eine Wendung von der Nachahmung der äußeren Natur als Seelenbild zur Abstraktion als Ausdrucksform der inneren Natur. Delacroix merkte schon an, daß die Natur für den Künstler nur ein Wörterbuch sei. Fortan gelingt es der Malerin, ihre innere Natur, Individualität und Persönlichkeit durch die Kraft ihrer Phantasie zum Ausdruck zu bringen. Die Auseinandersetzung mit inneren Zuständen ist für I.M.M. eine stetige Herausforderung, Quelle der Kraft, des Trostes, aber auch des Kampfes. So entstehen ihre neuartigen Gemälde.
I.M.M. lebt und arbeitet in Ladenburg (bei Heidelberg) und Baarn (bei Amsterdam). Das Pendeln zwischen den Kulturen bedeutet für sie eine besondere Herausforderung und Inspirationsquelle. Ihre Bilder sind in ganz Europa vertreten, frühere Aquarelle auch in China.
Ausstellungen
- Galerie der VHS Schwetzingen (2021-22)
- Kunst im Facharztzentrum, Mannheim (2017-18)
- Sichtermanhuis, Groningen (2017)
- Baarnse Notarissen, Baarn (2016)
- Kunst im Facharztzentrum, Mannheim (2014-15)
- Galerie im Domhof, Ladenburg (2013)
- Galerie der VHS Schwetzingen (2012)
- ABB Forschungszentrum, Ladenburg (2010)
- Galerie im Domhof, Ladenburg (2009)
- Schloss Neckarhausen (2008)
- Kunstverein Heddesheim (2008)
- Galerie Fleur Grenadine, Luxemburg (2007)